2018-01-03 Wind / Germany

City: Wind / Bavaria Germany
Date: 03.01.2018
Time: 08:55 +/- 1 min
Land use: Grass or pasture land
Intensity: F2/T4
Type: Tornado

Am 03.01.2018 bildete sich um 08:55 CET im Verlauf der Kaltfrontpassage des Orkantiefs Burglind ein in nordwestlicher Richtung ziehender nichtmesobasierender Tornado in den vom Hochwasser überschwemmten Wiesen zwischen Pommersfelden und Wind in Oberfranken / Bayern. Um 08:56 CET entwickelte sich am Ortsrand von Wind ein Meso-Wirbel, in der dieser Tornado hineinzog. Hiraus entstand ein mesobasierender Multi-Vortex-Tornado (nachfolgend MVT), der in Richtung Osten weiter zog. In der Ortslage Wind konnten die ersten starken Tornadoschäden kartiert werden, wie z.B. herausgehobene Dachziegeln, welche von einem älteren Wohngebäude auf die gegenüberliegenden Straßenseite verfrachtet wurden und dort nicht nur die geschlossenen Rollabschlüsse (Rollläden) durchschlugen, sondern auch die dahinter liegenden Fensterscheiben eines Wohngebäudes. Wichtige Tornadoindizien wurden erst durch die aufwendige satellitengestürzte Bodenkartierung vermessen. Hierbei wurden Ziegelverfrachtungen entgegengesetzt der Zugrichtung auf 230° und 310° kartiert. Der Hauptschaden in der Ortslage Wind, welcher mindestens den Schadenskategorien T4F2(S4) entsrpicht, betrifft ein landwirtschaftlich genutztes Scheunengebäude (s.h. Fotos). Die komplette Giebel- Dachkontruktion wurde vom Tornado kurzzeitig hochgehoben und versetzt. Dies ergibt sich u.a. aus der Kartierung eines Massivholz-Scheunentores, welches - bevor die Giebel-Dachkonstruktion auf dem Boden aufschlug - herausgerissen und auf 70° 62 Meter weit an einen Strassenbeleuchtungsmast der Hauptstrasse verfrachtet wurde. Weitere Tornadoindizien fanden wir etwas außerhalb der Ortslage Wind. Hier wurden Wellblech Dachbedeckungen eines Gebäudes zum Aufbewahren der Acker- und Wirtschaftsgeräte linksseitig der Zugrichtung bis 588 m weit verfrachtet. Die Kartierung im Tornadofall Wind, Jungenhofen und Schnaid ist abgeschlossen und alle Berechnungen sind fertig gestellt. Der Multi-Vortex-Tornado konnte eindeutig nachgewiesen werden und wurde von uns in die Schadensklassen T4F2(S4) eingestuft, dies entspricht einer maximalen Windgeschwindigkeit zwischen 180 km/h und 210 km/h in der Ortslage Wind. Die primäre Schneisenbreite wurde auf 24m und der Wirkungsbereich inklusiv der Inflow-Winde bis zu 508m Breite vermessen. Die Schneisenlänge beträgt 8,38 km und zeigt sich insgesamt konvergent. Auffällig in diesem Tornadofall sind Augenzeugenberichte, die Gewitter und Hagel bis 1,5 cm Korngröße vor dem Tornado beschreiben, dies jedoch weder von der Siemens Blitzortung, noch von den Klimadaten (z.B. Hagel bei kachelmannwetter) aufgezeichnet wurde. Auch die Doppler-Radar Daten sind in diesem Fall wiederholt nicht aussagekräftig. Weiterhin auffällig zeigte sich eine 62 Meter weite Verfrachtung eines Scheunentores (Massivholz) auf 70°, bevor das landwirtschaftlich genutzte Scheunengebäude komplett eingestürzt war. Dies deckt sich mit der Augenzeugenbeobachtung des Hofbesitzers, welcher visuell bestätigt, dass der komplette Dachstuhl sich mehrere Meter angehoben hat und erst danach das Scheunengebäude einstürzte. In den Kiefernbeständen im Forstbereich wurden mehrere Kiefern von äußeren rechten Randwirbeln / Vortex aus dem Bestand gehoben und MVT typisch drei geteilt.

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http://www.tornado-map.de/eintrag.php?nr=20180103085549.77693405907085410.847910046577454